Dienstag, 5. März 2013

Ist der Himmel göttlich blau!

Boaah, bin ich heute müde. Denke ich bin schon oben, dabei bin ich erst im zweiten Stock! ---


Das erste Treffen mit der Wahlpflichtgruppe heute früh. Alle sind sehr interessiert und so freundlich, dass es wirklich eine Freude ist, mit ihnen die ersten beiden Stunden zu verbringen. 



Wir beginnen mal mit den Bällchen wieder, zum Jonglieren. Innen sitzt das Gelbe eines Kinderüberraschungseies, gefüllt mit Vogelsand. Damit der Ball eine gewisse Schwere hat. Drumherum ist gefilzte Wolle.




Einer hat sich abgesetzt. Er will unbedingt weben! Es ist Burak, der Junge, der sich nach dem Fisch erkundigt hatte. Er kann schon weben, sagt er. Wir finden zum Glück einen schon bespannten Rahmen, gleich legt er los. Den Rest der beiden Stunden hörst und siehst Du nix mehr von ihm, voll konzentriert webt er mit äußerster Geschwindigkeit. "Möchtest Du es mit nach Hause nehmen und dort weiter weben?" Nein, möchte er nicht. 
Aber jetzt, wo wir mit den Bällchen schon fast fertig sind, da könnte es auch ein Bällchen sein. "Nee, das ist jetzt zu spät. Magst Du noch ein wenig Wolle kämmen?" Ein Glück, er mag und kämmt gleich eine schöne Perücke, ganz selbständig. Sogar die Schraubzwinge weiß er zu handhaben! Das kommt selten vor.

Die Kinder der Klasse sind früher aus ihren Wahlpflichtveranstaltungen gekommen. Sie machen eine kleine Pause, dann geht es los. Heute gehen wir ins Islamische Museum. Kerstin ist dabei! Gabriele ist dabei! Matti wartet vor dem Museum auf uns! Supertag. Mit den beiden jungen Leuten, mit unserer Erzieherin zusammen und meiner Wenigkeit ist das ja schon fast eine familiäre Veranstaltung. Das macht Laune. Und der Himmel? Göttlich blau!

U-Bahn und durch die Stadt quetschen ist kein Problem für uns. Wir leben in der coolsten Großstadt in Deutschland und gehen souverän damit um.

Die Jungs sind so begeistert von Matti, das könnte den Rest des Tages für sie füllen. Sie unterhalten sich alle sehr sachkundig über Fußball. Die Jungs haben einfach zu viel von den Frauen an der Schule und zu wenig Männer. So ist das eben. Sie blühen richtig auf, wenn Matti da ist, wenn frau ihre Gesichter sieht, könnte frau richtig neidisch werden...

Zuerst gibt's noch einen Garderobenkampf zu bestehen. Wir werden an der Garderobe nicht bedient, sollen uns Schließfächer nehmen. Das hab ich noch nicht erlebt. Im Ägyptischen Museum gab es ein Schließfach für alle, ein riesiges. Für 2 Euro, die später wieder herauskamen. Hier sollen sich immer zwei Kinder ein Schließfach teilen. Ich soll zehn mal einen Euro in der Tasche haben!? - Ehrlich gesagt: ich habe sogar fünfzehn Mal einen Euro in der Tasche vom Einsammeln vorher, aber hier geht es um Grundsätzliches:"Für Kleinere machen wir es, Ihre Klasse ist zu groß!" (Schon zu alt, meint er.) "Werde mich beschweren!" "Tun Sie das!"
Ich schwenke zur Gegenseite. Dort ist ein älterer Herr, der gerade einer Klasse die Sachen abnimmt, alles sonst ist frei. Zweite Runde:
Warten. Fragen. Nein, nicht für uns. Wir sind zu groß, zu alt. Ich schaue die Kinder neben uns an. "Was seid Ihr denn für eine Klassenstufe, Fünfte?" "Wir sind Sechste", sagt ein Mädchen. Ich schau den älteren Herrn an. "Hallo, sie sind Sechste, wir auch. Sie können uns das nicht ablehnen." Er meint, er kann. Ich sage, das ist nicht gerecht. Was ist schon gerecht, sagt er. "Wo ist bin, ist gerecht, sage ich, und Sie nehmen uns jetzt diese Sachen ab!"

Das war überhaupt nicht mehr nachvollziehbar. Einen Moment lang hatte ich das Gefühl, ich muss jetzt "Rassismus!!" schreien.

Okay, irgendwann haben wir das auch geregelt, ich hab den Fight gewonnen. 1:0 für Minna. Man zieht sich halt auch an kleinen Sachen hoch. Wenn ich sehe, dass andere Leute bedient werden, was man uns verweigert, da lasse ich mich nicht abspeisen. Schon vor den Kindern nicht!

Na gut, kann mich also abregen. Es kommt eine unglaublich nette und kompetente Führerin, die uns in die Schätze der Islamischen Kunst einführt.



Faszinierend, der Pergamon-Altar! Unsere Kinder denken, sie "kennen" ihn schon, wissen aber noch gar nichts von ihm, das kommt noch!! Wir waren bei einer Ausstellung über Saudi-Arabische Kunst einmal daran vorbeigelaufen. Das nennt Ihr "kennen".

 Dann kommen wir zum:


...und stehen vor dem Ishtar-Tor zu Babylon...






Ishtar-Tor: Informationen

Blaue Tonkeramik, 2600 Jahre alt!
 
Die Führung war wirklich superklasse! Sie dauerte eineinhalb Stunden und Ali meinte: "Was? Ich dachte, es wäre eine halbe Stunde!" So passioniert, aber auch konzentriert war das, es war wirklich eine "Reise in den Orient", wie uns angekündigt worden war, aber zum Schluss waren wir alle ganz verzaubert, so intensiv war es gewesen. Hier sind ein paar Stationen:




 Das Aleppo-Zimmer



 Was hat sie denn jetzt hier?



Den Rest der Führung verbringen wir unter einem Turban.



Gebetsnische, blaue Keramik

 

Détail



Die Geschichte vom guten Jäger, der seiner Liebsten 
imponieren konnte. Selbst das Kamel
hat gute Laune. 




Goldbestäubte Tonkeramik




Andächtiges Zuhören




Alle auf dem Teppich: Die Geschichte von der Gastfreundschaft,
der Dialog auf dem Teppichbasar

Wieder draußen - Ist der Himmel göttlich blau!!

 
 

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